Offener Brief an Stefan Sagmeister

Dear Madame and Sir,

this is an (open) letter to Mister Sagmeister. I really would appreciate, if you could forward the text below to him and let my letter pass threw your (human)spamfilter.
Recently I saw „The Happy Film“ and I would like to leave a feedback regarding it to him in German, because I am Austrian too. Thank you very much!
If you would prefer an English message, please get back to me and I will translate the text below for you.

With kind regards,
Maria

Here is my letter for him:

Sehr geehrter Herr Sagmeister,

vor einigen Tagen sah ich ihren „Happy Film“, der Ihnen wirklich gut gelungen ist und mich auf verschiedenen Ebenen angesprochen hat. Da es ein sehr persönlicher Film über sie ist, wird dieser Brief auch recht persönlich, obwohl ich Sie gar nicht kenne und wahrscheinlich auch nie kennen lernen werde. Ich möchte zu zwei Dingen meine Sichtweise darlegen, zum einen über die Suche nach dem richtigen Partner und zum anderen zu der Suche nach dem Glück.

Um Ihnen meine Sicht über die Suche nach dem richtigen Partner zu erklären, muss ich leider weiter ausholen und Ihnen auch Details über mich und mein bisheriges Leben erzählen. Ich bin Wienerin, dieses Jahr wurde ich 40. Ich bin ein Arbeiterkind aus Stadlau und fühlte mich immer wie im falschen Film bei meiner Familie. Also habe ich als Kind viel Zeit alleine verbracht und auch genossen, obwohl ich die jüngste von vier Töchtern bin.
Um es kurz zu machen: Ein Familiendrama jagte das andere, Suizid, Alkoholsucht, Cholerikervater... Das führte mich als Jugendlich in eine tiefe Depression und Drogensucht. Trotz allem schaffte ich es an der Wiener Kunst Schule (die es heute nicht mehr gibt) ein Diplom in Keramik, Fotografie und Video zu ergattern. Die Kunst kann in solchen Phasen, sehr viel Trost spenden! In meinem Fall mangelte es Begabung - im Gegensatz zu Ihnen. Ich möchte Ihnen hier auch mitteilen, dass ich wirklich denke, dass sie über eine Gabe verfügen und wirklich sehr viel schönes auf der Welt geschaffen haben. Das kann nicht jeder oder jede! Das ist wirklich ein Geschenk, kann ich Ihnen sagen, das weiß ich, weil sie mir fehlt und ich mir alles mühselig erarbeiten ,muss. (Das soll nicht heißen, dass sie nicht schwer arbeiten!)
Obwohl ich jetzt Psychologie studiere und mittlerweile drei Sprachen spreche, würde ich trotzdem sagen, dass das alles recht durchschnittlich abläuft. Darüber lerne ich in meinem Studium ja auch genug, der Vergleich findet meist mit dem Durchschnitt oder einer anderen Bezugsgruppe statt.

Aber warum schreibe ich Ihnen das alles?
Ich glaube, zum einen weil sie auch aus Österreich kommen und weit weg wohnen, wie ich und zum anderen, weil ich einige Leute kenne, die wie sie, sehr erfolgreich im Berufsleben sind, aber es schwer haben einen Partner oder Partnerin zu finden. 

Nun hatte ich das Glück, obwohl ich wirklich im „Oasch daham woa“, vor acht Jahren meinen Partner gefunden zu haben. Immer wieder schaue ich mir an, was bei uns eigentlich so gut läuft. Man muss auch dazu sagen, dass unser zusammen kommen unheimlich unromatisch war. Ich gestand ihm „Du, ich glaub ich hab mich verliebt“ und er antwortete: „Ach, das geht vorbei“. Und ich saß da und wusste nicht so recht was ich jetzt fühlen bzw. wie ich reagieren sollte. Nun, ich kann ihnen sagen, dass ging wirklich vorbei und ich dachte auch nicht, dass ich mit ihm verheiratet heute auf den Kanaren leben werde, aber so kam es dann eben. 

Was ich damit sagen will ist, dass ich glaube, dass es sehr schwer ist aus einer leidenschaftlichen Beziehung (voller Lust) in eine tiefere Beziehung über zu gehen. Bei meinem Mann und mir, war Sex nie das Hauptthema, ist es auch heute nicht, obwohl wir natürlich auch Sex haben. Wenn man das ganze jetzt aus buddhistischer Sicht betrachtet, kann so eine Beziehung ja nur zu Leid führen, denn wie sie sicher aus Ihrem Seminar wissen, führt Verlangen und Aversion zu Leid, das ist wie ein Naturgesetz. Das heißt die Beziehung braucht ein anderes Fundament als Leidenschaft um auf Dauer glücklich zu verlaufen. Das heißt aber nicht, dass sie nicht erlaubt ist. Es ist auch nicht das einzige was zählt. Es gibt noch ein paar andere wichtige Punkte, die ich für mich erkannt habe und hier kurz aufzählen möchte:

1. Respekt füreinander in 99% aller Situationen (privat und öffentlich)
2. Wertschätzung füreinander
3. Sich gegenseitig so zu akzeptieren wie man ist, ohne den anderen ändern zu müssen/wollen
4. Die Fehler liebevoll annehmen und auch darüber schmunzeln
5. Viel lachen miteinander und sich nicht so ernst nehmen (der ist ganz besonders wichtig!) → sich oft auch wie Kinder aufführen auch
6. So oft wie möglich schöne Dinge gemeinsam unternehmen
7. Sich aber auch aneinander anpassen, man kann nicht so weiter machen, wie davor als Single. Damit meine ich, es muss auch Platz geben für Neues, Unangenehmes, Unverhofftes, Unerwartetes etc.
8. Viel reden, alles besprechen, aber nicht ständig und immer, einfach, wenn was ansteht.

Mehr möchte ich Ihnen zum Beziehungsthema jetzt nicht mehr schreiben und zu meinem zweiten wichtigen Punkt, dem Glück kommen:

Alles in allem würde ich sagen, dass ich mir mein persönliches Glück hart erarbeitet und erkämpft habe. Seit mehr als drei Jahren meditiere ich regelmäßig (Vipassana Meditation) und immer mehr begreife ich, dass wir alle miteinander verbunden und auch mit der Welt und sogar dem Universum verbunden sind. Daher glaube ich, ist es für das eigene, wie auch für das Glück der anderen unerlässlich ist, sich für das Glück aller ein zu setzten.

Ich hoffe, das klingt jetzt nicht zu esoterisch, aber ich muss sagen, dass ist ein ganz wichtiger Punkt in meinem Leben mit dem ich nicht glücklich bin, denn ich verfüge nicht über materielle Mittel um anderen materiell zu helfen und das ist ganz dringend notwendig, bei so viel Leid auf der Welt. Früher habe ich nie geweint, im Moment weine ich öfter, da ich meine Ohnmacht gegenüber allen Grausamkeiten, die an Mensch und Tier verübt werden machtlos gegenüber stehe und diese auch viel mehr wahrnehme und spüre. 

Das einzige für mich mögliche, ist selbst zu versuchen, so wenig Schaden wie möglich an zurichten und alle in meine Meditation mit ein zu schließen. Das kommt mir oft recht wenig vor, und dabei kommen sie ins Spiel:

In Ihrem Film machte es den Anschein, also ob sie eine traumhafte Karriere hingelegt hätten, trotzdem aber noch nicht ihr Glück gefunden haben. Ich vermute, sie könnten vielen Menschen materielle und auch nicht-materielle Hilfe bieten und möchte Ihnen hiermit diesen Wunsch ins Herz legen. Ich glaube, wenn sie anfangen, völlig selbstlos anderen zu helfen, ohne etwas zurück zu erwarten, dann werden sie einfach viel glücklicher sein. Und in ihrer Position sind sie, wenn ich das bemerken darf, zu Großem fähig! Dadurch wird die Welt ein besserer Ort und das macht sie mit Sicherheit zufriedener und glücklicher.

Ich hoffe, ich bin Ihnen (falls sie dieser Brief überhaupt erreicht) nicht zu nahe getreten, aber irgendwie hatte ich das Bedürfnis nach dem Sehen ihres Filmes zu reagieren, da sie anscheinend ja Suchen, vielleicht haben sie inzwischen ja auch schon alles gefunden was sie suchen und diese Nachricht ist obsolet, aber ein Versuch war es mir Wert, eine halbe Stunde meiner Zeit zu opfern um etwas Gutes zu bewirken!

Ich wünsche Ihnen wirklich alles Gute und Liebe!
Mit METTA,
Maria

DIE ERSTGEBORENE LÖWIN

DIE ERSTGEBORENE LÖWIN
Erster Teil einer Familiengeschichte
von Maria Jauneker ©

Opa Jauneker mit der kleinen Cäzilia.

ANMERKUNG:
Diese Wiener Geschichte wird immer wieder weiter geschrieben, in diesem Blog versuch ich meine doch recht interessante und turbulente Familiengeschichte auch einmal auf zu schreiben.
Auch wenn ich das hauptsächlich nur für mich machen werd und sie wahrscheinlich kaum jemand lesen wird, freu ich mich trotzdem sehr drüber.
Es waren so viele meiner Familienmitglieder so früh verstorben, sodass ich immer das Gefühl hatte, viel zu spät geboren worden zu sein. Für mich waren einige davon bemerkenswerte Persönlichkeiten, auf ihre Art liebens- und auch hassenswert. Ich möchte ihnen in meiner Geschichte zu neuem Leben verhelfen, da die meisten von ihnen nur kurz auf der Erde verweilten.

1961 erblickte sie als erstes Kind von Sidonie und Otto das Licht der Welt. Sie wurde einen Tag vor dem 17. Geburtstag ihrer Mutter geboren. Sie war freilich kein Wunschkind, aber als sie dann da war, auch nicht unerwünscht. Ihre blutjungen Eltern waren erst seit kurzem ein Paar und hatten noch schnell geheiratet bevor es heraus kam, dass sie Nachwuchs erwarteten. Sie gaben ihr den Namen Cäzilia. Sie hatten eine kleine Wohnung in dem Zinshaus der Eltern von Otto. Otto arbeitete in der Malerfirma seines Vaters und war Malermeister, eigentlich wollte er Wirt werden, doch da er der einzige der beiden Söhne war, der nicht dem Alkohol verfallen war, musste er in die Fußstapfen seines Vaters treten. Sidonie hatte keine wirkliche Ausbildung abschließen können und half im Büro der Malerfirma mit.
Cäzilia’s Eltern hatten in der Zeit, als sie noch klein war, sehr wenig Geld, ihre Mutter schneiderte ihr Kleidungsstücke und kochte gerne und oft.
Otto war wenig zu Hause, meistens außer Haus bei Kundenbesuchen und mit den Gesellen und Lehrlingen unterwegs, schauen ob sie eh gscheit hackeln und keinen Pfusch machen.
Ottos Temperament war immer schon sehr aufbrausend gewesen, er konnte sich wegen Kleinigkeiten furchtbar aufregen und schrie regelmäßig herum. Er war, das was man einen Choleriker nennt. Die kleine Cäzilia hatte ihren großen Kopf auch beim Erwachsenwerden behalten. Es dauerte nicht lange und sie bekam eine Schwester als sie vier Jahre alt war. Ihre Schwester trug den Namen Coelestine. Die beiden wurden von ihrer Mutter liebevoll umsorgt, nach wie vor war nicht viel Geld da, jedoch fehlte es an Essen und dem wichtigsten nicht.
Ihr Vater war ein begabter und tüchtiger Geschäftsmann, der nachdem er die Firma seines Vaters übernommen hatte der jungen Familie langsam aber sicher zu immer mehr Wohlstand verhalf. Die Großeltern väterlicherseits waren kein traditionelles Paar ihrer Zeit, im Gegenteil die Jauneker Oma hatte die Hosen an, wie man damals sagte. Das war auch gut so, denn der Jauneker Opa war ein Trinker, fleißig bei der Arbeit, aber danach zumeist im Wirtshaus an der Ecke beim Wiener Kindl an zu treffen. Die Jauneker Oma war aber gut mit der Wirtin befreundet und hat immer angerufen, wenn sie den Jauneker Opa gsucht hat, wenn er dort war, hat sie nur die Gasse runter gehen müssen, und wenn er sie im Türeingang stehen gsehn hat, ist er ohne ein Wort einfach aufgestanden und mit ihr Heim gegangen.
Der Jauneker Opa war ein sehr gselliger Mann, fesch sah er aus mit seinen buschigen Augenbrauern und dem weißen wallendem Haar. Er hat auch gern die Leut unterhalten, Witze erzählt, graucht hat er auch, obwohl sein Asthma im Alter immer schlimmer worden is. Während der Nazizeit hat er einmal als junger Bursch auch den Mund im Wirtshaus zu weit aufgmacht und gschrien, „der Hitler gewinnt den Krieg nie“. Am nächsten Tag hams ihn schon abgholt und ins KZ bracht. Seine Mutter, die von den Nazis das „Mutterkreuz“ verliehen bekommen hatte, weil sie sieben Kinder geboren hatte, ist hin zu ihnen und hat ihnen das Kreuz am Tisch geknallt. Die Geschichte ist auf zwei Arten ausgegangen, die eine war, dass sie ihn dann wieder mit ihr heim gschickt ham.
Die andere war, dass er im KZ einen alten Freund mit jüdischen Wurzeln aus der Malerschule troffen hat, der Katzenbeisser war das, der hat Geld ghabt und die beiden irgendwie wieder frei kriegt.

Die Jauneker Oma hat ihre Wurzeln im Waldviertel, ihre Eltern ham a Gastwirtschaft ghabt, sie war immer tüchtig und gscheit. Ihre beiden Söhne hat sie voll im Griff ghabt. Sie hat sich auch nix gfallen lassen. Aus ihr hätt was Großes werden können, aber da hatt’s niemanden geben, der sie auf a gute Schule schicken hätt können.